Auf einen Sekt in Wiesbaden-Biebrich

Die Klasse 12RF1 besichtigt eine Sektkellerei

Wer kennt es nicht? Es ist Freitag. Am Samstagabend findet eine Party bei dir zuhause statt: denn wie oft hat man samstags und sonntags schon frei? Also begibst du dich nach einem langen Arbeitstag noch schnell in den Supermarkt, um die unabdingbaren Spirituosen und Weine zu kaufen. Vor dem Supermarktregal hin und her laufend packst du einen Wein nach dem anderen ein. Jetzt noch ein Sekt zum Anstoßen und das war’s: Der Abend kann kommen! Aber woher kommen eigentlich die für so selbstverständlich genommenen alkoholischen Getränke? Die 12RF1 hat am 17. März als Abschlussfahrt einen Ausflug zur Firma Henkell in Wiesbaden-Biebrich gemacht. Henkell Freixenet ist mit einem Absatz von 100 Millionen Flaschen pro Jahr der größte Exporteur für Sekt weltweit. Verteilt auf über 150 Länder exportiert die deutsche Firma aus sämtlichen Weinbauregionen in Frankreich, Spanien, Italien, Österreich und natürlich Deutschland.

Entsprechend wurde die Schulklasse beim Empfang mit einem Glas Sekt begrüßt, bevor die Führung durch das im Anfang des 20. Jahrhunderts, im neoklassizistischen Rokoko-Stil, errichtete Gebäude begann. Der “Marmorsaal” diente als Empfangsraum und beeindruckte durch in das Mauerwerk eingearbeitete Muster, Figuren und Verzierungen. An den Wänden hingen Gemälde aller Art. Der Marmorkopf des Adam Henkell, der Mann, der die jetzt erfolgreichste Sektkellerei der Welt 1832 als Familienunternehmen gründete, begrüßte die Besucher seiner Hallen beim Treppenaufgang mit einem roten Teppich.

Für die 12RF1 ging es jedoch nicht hinauf, sondern vielmehr hinab in die „Katakomben“, und hinein in die riesige Produktionsfabrik des Hauses. Wem der vorherige Anblick zu antik erschien, war jetzt umgeben von modernsten Maschinen, die in einem stetigen Algorithmus täglich zehntausende Flaschen befüllten, schlossen und abpackten. Fotografieren war hier nicht erlaubt. Vereinzelte Mitarbeiter, von denen über 600 in Deutschland und mehr als 3000 international tätig sind, liefen umher und administrierten die Maschinen und vielen hundert Meter an Produktionsbändern. An den Maschinen vorbei und hinein in das Kellergewölbe, kam die Klasse an einem Schaufenster mit so genannten “Premium Sekten” von Henkell vorüber. Darunter der weltweite Marktführer des Prosecco: Der Metternich Prosecco. “Premium Sekte” sind Sekte, die man nicht so einfach in dem “Supermarkt um die Ecke” finden kann. Sie werden nach traditionellem Verfahren, der Flaschengärung, hergestellt. Bei diesem Verfahren wird ein Verschnitt aus mehreren Wein-Rebsorten in der Flasche, mit Hilfe von Zucker und Hefe, erneut vergoren. Heutzutage, aus Kostengründen und der Einfachheit halber, werden 95 % aller Sekte auf dem Markt in riesigen Stahltanks produziert, die bis über 10 Millionen Liter fassen können. Nur 5 % sind “Premium Sekt”, die aufgrund der geringeren Produktion und des höheren Aufwands, entsprechend teurer sind.

Am tiefsten Punkt des Hauses, 15 Meter unter der Erde, standen menschenhohe Prunkfässer. Ausgediente, hübsch verzierte Fässer: Geschenke von Fürsten und Königen an die Familie Henkell aus den vergangenen Jahrhunderten. Nur wenige Meter weiter lagen große, eingemauerte Weinfässer von über 100.000 Litern Füllmenge in der Wand. “Rüttelbretter” standen aneinandergereiht in einem großen Raum. In diesen Brettern, stehend wie ein Tafelaufsteller aus Holz vor einem Restaurant, befinden sich Löcher, in welche die Flaschenhälse hineingesteckt wurden. Diese lediglich für die Flaschengärung verwendeten Apparaturen haben heute natürlich bereits ausgedient: Über Wochen hinweg wurden die Weinflaschen per Hand in den Löchern geschickt gedreht, um die Hefe gleichmäßig aus dem Flaschenbauch in den Hals rutschen zu lassen und anschließend, ohne Kohlensäureverlust, zu entfernen. Heutzutage erledigen größtenteils Maschinen diese Arbeit binnen eines Tages im hundertfachen Ausmaß.

Der Anblick all dieser bereits ausgedienten Werkzeuge der Weinherstellung erinnert an die zeitaufwendigen und komplexen Verfahren, die die Sektproduktion damals erforderten. Aber sowie die Moderne die Weinproduktion fördert und vereinfacht, so schadet sie ihr auch. Der Klimawandel macht den Winzern vermehrt zu schaffen: Starker Regen im Sommer lässt die Reben faulen – macht sie unbrauchbar. Der relative Ertrag droht so von Jahr zu Jahr geringer zu werden und während die Winzer zumindest die Qualität des Weins garantieren können, können sie nicht mit Sicherheit vorhersagen, ob in Zukunft noch immer diese große Menge an Flaschen in den Regalen stehen wird. Der Riesling, Deutschlands am meisten konsumierte Leitrebsorte, bevorzugt kühlere Regionen. Das immer wärmer werdende Wetter könnte sie im Laufe der Zeit aussterben lassen. Ich denke, wenn wir schon bald erneut vor dem Weinregal im Supermarkt stehen, werden wir dementsprechend dieses so beliebte Getränk nicht mehr für allzu selbstverständlich nehmen. Ich bin mir sicher: Wir werden die mehrere tausend Jahre alte Geschichte, die Arbeitsplätze die daran gebunden sind, als auch den Aufwand dahinter mehr wertschätzen, wenn wir erneut einen gerade mal 4 € günstigen Wein für einen Fernsehabend oder eine kleine Feier mit nach Hause nehmen.

Text und Fotos: Dominic Weiß, Klasse 12RF1 

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