FOS-Schülerinnen und -schüler beobachten das Sozialverhalten von Primaten
„Wie lautet die oberste Regel der Wissenschaftler?“, fragt Zooführer Mathias , die Schülergruppe. „Wir greifen nicht ein, sondern beobachten nur“, erinnert der Paläontologe, der zurzeit an seiner Promotion über Löwen arbeitet und bittet zwei Schülerinnen, sich für einen Versuch zur Verfügung zustellen. Ihre Aufgabe: Sie sollen sich gegenüberstehen und eine Minute lang in die Augen schauen. Die beiden kichern, drehen die Köpfe zur Seite und halten sich die Hand vor den Mund. Offensichtlich erleben sie eine nicht ungeteilt angenehme Situation. „Kein Wunder“, erklärt Mathias. „Im Tierreich hat das sich direkt ins Gesicht schauen nur eine Bedeutung und die lautet: Drohung!“ Unterbewusst sei das auch für uns Menschen noch so. Die einzige Ausnahme ist das Kindchenschema. Bei großen Augen, rundem Gesicht und Pausbacken entwickeln wir Beschützerinstinkte statt Aggressionen.
Weiter lernen wir an diesem Vormittag vieles über die bei den Primaten häufig vorkommende Sozialform der „One-man-unit“, früher als Harem bezeichnet, die Unterschiede zwischen Feucht- und Trockennasenprimaten, vormals als Halbaffen und echte Affen bekannt, sowie über die Rangordnungen und das Sexualverhalten von Gorillas, Orang-Utans und Bonobos.
Letztere mögen unseren sympathischen Zooführer übrigens überhaupt nicht. Der erstgeborene Sohn der Alpha fühlt sich von unseren „Anführern“ in seiner Stellung bedroht und bringt das durch lautes Gekreische und erschreckend kräftige Fußtritte gegen die Glasscheibe, die beide voneinander trennt, zum Ausdruck.
Alles in allem stellen wir fest, dass uns gar nicht so viel von den nicht menschlichen Primaten unterscheidet. Paläontologe Mathias stellt uns zum Abschluss daher eine Frage, auf die wir keine Antwort wissen: „Was macht jetzt den Unterschied zu uns Menschen aus?“ Und genau dieses Fragen ist es: Bonobos, Orang-Utans und Paviane stellen sich keine. Käme einer von ihnen auf die Idee, seinem Nachbar die Frage zu stellen: „He, wie hast du diese Nuss aufgekriegt?“, wären sie uns auch in Sachen Informationsaustausch stark auf den Fersen.
Bildquelle Fotos Primaten: pixelio.de/ Peter Reinäcker (Katta), Sabrina Gonstalla (Gorilla), Petra Dirscherl (Mantelpavian), Ute Mulder (Orang-Utan)