Spanisch für Anfänger oder ¿puedes hablar más despacio, por favor?
Im April 2016 bekam unsere Klasse, die 11HM1 – Auszubildende im Hotelfach mit Zusatzqualifikation Hotelmanagement, spät abends eine Mail von unserer Spanischlehrerin weitergeleitet. Darin stellte sie uns ein Austauschprogramm der IHK Kassel vor, bei dem man einen Monat in Malaga, Spanien, in Hotels arbeitet und gleichzeitig Spanischunterricht in einer Sprachschule bekommt.
Das Interesse war bei vielen geweckt und nach endlosen Diskussionen mit den verschiedenen Hotelbetrieben stand fest, dass neun Personen im September 2016 spanische Luft schnuppern durften. Nach mehreren Treffen mit der IHK Kassel und viel Bürokratie standen wir am 28.08.2016 morgens aufgeregt am Flughafen und versuchten unseres Gepäcks Herr zu werden. Nach einem Zwischenstopp in Brüssel landeten wir mittags in Malaga und schon gab es das erste Problem auf Spanisch zu lösen. Ein Koffer hatte den Weg nach Andalusien leider nicht geschafft…
Direkt am Flughafen wurde uns unser Ansprechpartner vor Ort vorgestellt, es war der Inhaber der Sprachschule. Wir wurden in Wohngruppen aufgeteilt und zu unseren WG-Unterkünften gebracht. Die WGs waren unterschiedlich groß und auch an unterschiedlichen Orten, aber man fand immer einen Weg, um zum Strand zu kommen. Geschlafen wurde in Doppelzimmern und um die Verpflegung musste man sich selbst kümmern, aber dies stellte kein Problem für uns dar. Nach einem gemeinsamen Abendessen der gesamten 16-köpfigen IHK-Truppe ging das Abenteuer Malaga richtig los. Sonntags bekamen wir die Möglichkeit mit den MitarbeiterInnen der IHK oder auch allein, die Stadt zu erkunden. Nicht wenige zog es direkt an den Strand – kein Wunder bei knapp 30 Grad Durchschnittstemperatur. Für den Sprachunterricht bzw. die Arbeit in den Hotels wurde die gesamte Gruppe in zwei kleinere Gruppen aufgeteilt. Um die Praktikumsbetriebe hatte sich die IHK bereits im Vorfeld gekümmert und wir wurden entsprechend aufgeteilt. Eine Gruppe hatte morgens Unterricht und arbeitete abends im Hotel und die andere umgekehrt. Da einige der anderen Teilnehmer Spanischanfänger waren, wurde das Niveau des Kurses auch entsprechend angepasst.
Montags begann dann unsere erste Malaga-Woche mit der Vorstellung in den Hotels und den ersten Sprachversuchen, sowohl im Unterricht als auch in den Hotels. Jeder von uns wurde von den Kolleginnen und Kollegen im jeweiligen Hotel sofort aufgenommen und selbst mit geringen Spanischkenntnissen schaffte man es, sich mit Händen und Füßen zu verständigen (Englisch hilft einem in Spanien nur bedingt weiter…). Die Gäste reagierten auch dann freundlich, wenn man auf eine Frage nicht antworten konnte und ihnen die Situation erklärt wurde. Aber an das Arbeiten bei bis zu 37° Celsius musste man sich erst noch gewöhnen.
Mittags traf man sich für gewöhnlich am Strand, machte Hausaufgaben, besprach den bisherigen Tag und vor allem den Abend und dann ging jeder wieder seiner Wege. Um die Uniformen im Hotel musste sich jeder in Form von weißer Bluse, schwarzer Hose selber kümmern, aber alles Weitere wie Schulunterlagen etc. wurde gestellt. Der Unterricht in der Sprachschule war definitiv das Beste des Austauschprogramms, da man dort intensiven Unterricht mit einer Muttersprachlerin erhielt. Man musste selbst viel Spanisch sprechen und hatte gar keine Möglichkeit ins Deutsche zu verfallen, da die Lehrerin gar kein Deutsch sprach.
Die Wochenenden standen immer zur freien Verfügung, da wir „nur“ von Montag bis Freitag arbeiten mussten. Natürlich hatten wir uns bereits im Voraus einige Unternehmungen, wie die Besichtigung der Alhambra, überlegt und organisiert. Je weiter unser Aufenthalt in Malaga voranschritt, desto sicherer fühlte man sich in seinem Spanischgebrauch. Somit stellten Einkäufe schon lange keine Herausforderung mehr dar; selbst Friseurbesuche und Arztbesuche wurden wie selbstverständlich auf Spanisch gehandhabt. Man begann sich wirklich wohlzufühlen und schätzte das spanische Lebensgefühl. Wir versuchten, so viel wie nur möglich davon mitzunehmen, und aßen Paella und Tapas ohne Ende – auch Tinto de verano und ein Flamenco-Kurs gehörten dazu. Und plötzlich war es auch eine Selbstverständlichkeit bei spontanen Straßenpartys mitzufeiern und zu tanzen, obwohl man den Grund nicht kannte und eigentlich gerade noch müde auf dem Nachhauseweg war.
Am Ende unseres Aufenthaltes waren wir auf der einen Seite froh, unsere Familien und Freunde wiederzusehen und wieder in unseren eigenen Betten zu schlafen, auf der anderen Seite hätte man gerne mehr Zeit gehabt, um noch mehr entdecken zu können. Die Zeit ging irgendwie viel zu schnell vorbei. Ein Schlüsselerlebnis, das uns bestätigte, wie sehr man sich bereits an Spanien gewöhnt hatte, erfolgte auf dem Rückflug von Brüssel nach Frankfurt. Wir stiegen in den Flieger der Lufthansa und bekamen eine Kleinigkeit von den Flugbegleiterinnen gereicht. Das „Gracias!“ das daraufhin von jedem einzelnen von uns erfolgte, wurde mit einem Fragezeichen in den Gesichtern der Flugbegleiterinnen kommentiert, da wir schließlich untereinander deutsch sprachen. Man war fast geschockt, von Außenstehenden auf Deutsch angesprochen zu werden, und versuchte sich wieder daran zu gewöhnen.
Als Fazit kann man sagen, dass sich unser Malaga-Aufenthalt wirklich gelohnt hat! Man hat neue Freunde gefunden, eine tolle Sprache verinnerlicht und großartige Erfahrungen gemacht in einer Kultur, die der deutschen so ähnlich erscheint, aber doch so unterschiedlich ist.
Johanna Gärtner & Anne Purper
Hotelfachfrauen mit Zusatzqualifikation Hotelmanagement
Absolventinnen Sommer 2017