Die meisten der insgesamt 1.800 Schülerinnen und Schüler haben es noch nie betreten – das historische, über 100 Jahre alte Stammgebäude ihrer Schule. Doch jetzt ist es soweit: Nach mehr als dreijähriger Bauzeit ist die Bergiusschule in den Herbstferien 2015 aus der Containeranlage Ecke Seehofstraße/Länderweg zurück an den Frankensteiner Platz 1 – 5 gezogen. Bereits im Sommer 2012 hatte der Magistrat eine Gesamtsanierung der Bergiusschule und mit einem Investitionsvolumen von 33,1 Millionen Euro die umfassendste Schulbaumaßnahme der Stadt Frankfurt beschlossen. Die Sanierung war notwendig geworden, weil unter anderem der vorgeschriebene Brandschutz sowie ein zweiter Rettungsweg fehlten. Teile der Gebäudetechnik befanden sich zum Teil noch in ihrem Originalzustand und Klassenräume sowie sanitäre Anlagen entsprachen nicht mehr aktuellen Anforderungen. Bis September 2015 war noch unklar, wann die Container geräumt und der Umzug in das sanierte Schulgebäude stattfinden würde. Ein Blick zurück…
Chronologie eines Umzugs
17. September 2015 – Seit heute ist es offiziell: Der Umzug in das sanierte Schulgebäude wird während der Herbstferien vonstattengehen.
23. September 2015 – Die Schulleitung informiert Lehrkräfte, Schülerinnen, Schüler, Eltern und Ausbildungsbetriebe, dass wegen des Umzugs in der Woche vor den Herbstferien sowie in der Woche nach den Herbstferien kein Fachpraxisunterricht stattfinden wird. Lehrerinnen und Lehrer starten mit der Entrümpelung der Schränke in den Klassenräumen – Schülerinnen und Schüler helfen mit. Und noch eine Neuigkeit wird verkündet: Nach dem Umzug bekommt die Bergiusschule einen neuen Pächter für die Schulcafeteria.
7. Oktober 2015 – Start zum Packen: Die Umzugskartons und entsprechende Aufkleber sind da. Jetzt heißt es, alle
Klassenräume, Computerräume, die Lehrmittelbibliothek, die Büros der Abteilungsleiter, Schulleitung, Berufswegeplanerin, Schulhausverwalter, des Sozialpädagogen, Schulseelsorgers und „W5“-Beratungsteams, das Sekretariat, die Lehrküche, das Lehrrestaurant, die Bäckerei, Konditorei, Fleischerei, sowie die Labore und Räumlichkeiten der Fachschule für Lebensmitteltechnik leerzuräumen, alles fachgerecht zu
verpacken und mit dem richtigen Label zu versehen: Gelbe für Umzugskartons, die ins Hauptgebäude der sanierten Bergiusschule gebracht werden sollen, grüne für das West- und rote für das sogenannte Zwischengebäude. Es gibt sehr viel zu tun…
14. Oktober 2015 – Ab heute findet kein Unterricht mehr in den Vollzeitschulformen, BzB, BFS, FOS sowie in der Fachschule statt.
15. Oktober 2015 – Der letzte Unterrichtstag vor den Ferien für die Berufsschülerinnen und Berufsschüler ist vorüber. Nach Unterrichtsschluss wird es still in der Containeranlage. Jetzt sind nur noch die Lehrkräfte vor Ort und packen Umzugskisten, was das Zeug hält…
16. Oktober 2015 – Geschafft! Alles ist verpackt. Die Lehrinnen und Lehrer geben ihre Schlüssel für die Container ab. Dafür bekommen sie einen neuen – für die neue „alte“ Schule.
19. bis 31. Oktober 2015 (Herbstferien) – Das Umzugsunternehmen managt den Transport der gepackten Umzugskisten zurück in das Schulgebäude an den Frankensteiner Platz 1 am Sachsenhäuser Mainufer – trotz umfangreicher Straßenbauarbeiten in der unmittelbaren Umgebung. Die Außenfassaden des Hauptgebäudes erstrahlen jetzt wieder in hellem Beige, während am Westgebäudes des aus insgesamt fünf Gebäuden aus der Jahrhundertwende des 19. zum 20. Jahrhundert sowie aus den 1960er Jahren bestehenden Schulkomplexes noch kräftig gearbeitet wird. Auch die Innenarbeiten laufen auf Hochtouren. Die Schulleitung, Schulhausverwalter und Sekretärinnen sind vor Ort: Sie organisieren, koordinieren und sorgen dafür, dass erste Räume nutzbar werden.
Montag, 2. November 2015 – Die Herbstferien sind vorbei. Handwerker, Schulhausverwalter und die Mitglieder der Schulleitung haben in den vergangenen zwei Wochen vor Ort sehr viel geleistet. Trotzdem sind noch zahlreiche Restarbeiten erforderlich und an einen reibungslosen Schulbetrieb ist noch nicht zu denken.
So soll erst im Laufe dieser Woche die Terrasse vor dem Westgebäude und damit der Hauptzugang zu diesem fertiggestellt. Auch der Schulhof und der freistehende Aufzug zur Herstellung der Barrierefreiheit können noch nicht genutzt werden.
Alle Lehrkräfte erscheinen am Morgen zum Dienstantritt im Lehrerzimmer. Die Schulleiterin verteilt Zuständigkeiten und Aufgaben und dann heißt es „mit anpacken“. Lehrerinnen und Lehrer verteilen sich im Haupt- und Westgebäude, inspizieren Klassen- und Fachräume, notieren Mängel, und räumen erste Kisten. Nicht wenige junge und/oder neue Kolleginnen und Kollegen verbringen heute den ersten Tag in der „richtigen“ Bergiusschule – sie haben bislang nur in den Containern unterrichtet.
Gegen Mittag steht fest: Aufgrund der noch ausstehenden Bauarbeiten kann in dieser Woche noch kein Unterricht stattfinden. Ausgenommen davon sind lediglich zwei Prüfungsklassen angehender Hotelkauf- und Hotelfachleute.
Dienstag, 3. November 2015 – Ausgerüstet mit Wischlappen, Putzeimern, Zangen und Kreuzschlitzschraubendrehern strömen Lehrerinnen und Lehrer in die Klassenräume: Zu zweit stellen sie Tische und Stühle, bereiten die noch mit Folien versehenen Tafeln für ihren Einsatz vor, wischen Schränke aus und montieren Türgriffe an die Fächer in den Lehrerpulten.
In den Laboren und Fachräumen im Westgebäude können die Lehrkräfte nur wenig aus- und einräumen – hier sind bislang noch sehr viele Handwerker aktiv. Derweil findet in zwei Klassenräumen des Hauptgebäudes der erste Unterricht für die Schülerinnen und Schüler der Klassen 12HK1 und 12HF4V statt.
Mittwoch, 4. November 2015 – In den ersten Fachräumen beginnen heute die Grund- und Hygienereinigungen. In vielen anderen Fachräumen sind die Bauarbeiten jedoch noch in vollem Gange. Damit es trotzdem vorangeht, wird geplant, in welchen Räumen dennoch damit begonnen werden kann, erste Kartons auszupacken und Schränke einzuräumen. Lehrerinnen und Lehrer, die Kapazitäten frei haben, unterstützen die Lehrerteams aus der Fachschule für Lebensmitteltechnik und der Berufsschule beim Einräumen der Wäge-, Glasgeräte-, Biotechnologie- und Mikrobiologie-Räume sowie der beiden Lehrrestaurants. Die Speditionsfirma schickt zwei Mitarbeiter, die Umzugskisten, die beim Umzug noch nicht ihren vorhergesehenen Zielort erreicht haben, dorthin bringen.
Donnerstag, 5. November 2015 – In vielen Räumen und Fluren der Schule wird weiter gestrichen, gesägt und gebohrt. Auf dem Schulhof stehen Baufahrzeuge und LKW. Die Terrasse, und damit der Hauptzugang zum Westgebäude, ist bis heute noch nicht fertiggestellt. Auch wird noch einige Zeit vergehen, bis alle Computer aufgestellt, angeschlossen und die erforderliche Software installiert sein wird.
Freitag, 6. November 2015 – Wie in den vergangenen vier Tagen packen auch heute noch einmal alle Lehrkräfte kräftig mit an. Die Maler beenden ihre Arbeiten. Der neue Caterer wird am Wochenende die Cafeteria beziehen, um ab Montag Getränke und Speisen für Schülerinnen und Schüler anbieten zu können.
„Noch ist die Schule eine Baustelle“, bringt Susanne Albert, die Schulleiterin der Bergiusschule, den Status Quo auf den Punkt. Auch in den kommenden Wochen werden Handwerker unter anderem an den Lüftungsdecken, der Haustechnik, in Küchen, Laboren, an Fassaden, Aufzügen und auf dem Schulhof arbeiten. Wenn die Schülerinnen und Schüler in die Schule kommen, werden die Lehrkräfte sie auf die Gefahren, die die noch nicht abgeschlossenen
Baumaßnahmen mit sich bringen können, hinweisen müssen. „Dennoch, wenn alles fertig ist, haben wir ein wirklich wunderschönes Schulgebäude. Unsere Schülerinnen und Schüler werden sich rundum wohlfühlen“, fasst die Schulleiterin am Ende des Tages zusammen. Dem stimmt auch das Kollegium zu und freut sich auf den zukünftigen Unterricht in den neuen Räumlichkeiten.
Sabine Stubbe