Kann man Glücklichsein lernen?
Dass man Glück lernen kann, davon ist Pia Lörwald, Lehrerin für Deutsch, Englisch und Glück, überzeugt. Im Schulfach Glück können Schülerinnen und Schüler ihre eigene Persönlichkeit und ihr Wohlbefinden stärken. Seit 2018 steht Glück in mehreren Bundesländern an Allgemeinbildenden Schulen auf dem Stundenplan. Gestern und heute ging es auf der Konferenz „Bildung Digitalisierung 2022“ in Berlin vor allem um die Entwicklung von Visionen für das System Schule. Über eine Version – nämlich das Schulfach Glück – hat unsere Kollegin Pia Lörwald berichtet.
Frau Lörwald, Sie kommen gerade aus Berlin zurück. Was haben die TeilnehmerInnen Ihres Workshops Workshop „Schulfach Glück (digital) unterrichten – zur Stärkung der individuellen Persönlichkeit“ gelernt?
Ich hatte die tolle Möglichkeit, mal wieder vom und über das Schulfach Glück zu erzählen. Die Teilnehmer haben einen kurzen Theorieinput einpacken können, der zeigt, welches Konzept eigentlich hinter dem Schulfach Glück steckt. Basierend auf diesem Fundament wurden verschiedene “best-practice-Beispiele” vorgestellt, die im Workshop sowohl analog als auch digital selbst ausprobiert werden konnten. Diese praxisnahen Ideen haben die Teilnehmer mitgenommen, sodass sie selbst das Schulfach Glück in ihre Schule tragen können, um das Lernziel Wohlbefinden und Selbstwirksamkeit etwas häufiger in den Mittelpunkt zu rücken. Denn ich glaube, dass es in unserem schulischen Alltag manchmal an Mutausbrüchen fehlt.
Das müssen Sie uns genauer erklären. Was sind Mutausbrüche?
Naja, eigentlich sind Mutausbrüche das, was unser standardisiertes und vorgegebenes System eigentlich nicht erfordert: Mal aus der Reihe tanzen, einfach mal etwas anderes machen, etwas wagen und ausbrechen aus dem System. Wir haben ja einen gewissen Spielraum, den wir nutzen können, ohne, dass wir systemisch angelegte Vorgaben missachten. Das Schulfach Glück muss nicht unbedingt als extra Fach fungieren. Es kann immer mal wieder in der Schule in unterschiedlicher Art und Weise eingefädelt werden. Auch das ist – wie ich finde – schon ein Mutausbruch.
In die Zukunft geblickt. Was denken Sie, sollte es das Schulfach Glück zukünftig auch an Beruflichen Schulen geben?
Im Workshop waren heute Teilnehmer, die schon mit den Inhalten des Schulfachs Glück arbeiten. Bei ihnen an der Schule heißt das Fach zum Beispiel #ich oder Leben. Es muss nicht Glück heißen, aber ich finde, dass wir die Persönlichkeitsentwicklung, die Stärken, Ziele und Visionen unserer Schülerinnen und Schüler unbedingt öfter in den Fokus rücken müssen! Unser System Schule arbeitet so oft so defizitorientiert, sodass häufig nur schwache und unzureichende Leistungen unser ganzes schulisches Dasein überschatten. Es gibt unzählige Möglichkeiten, die Inhalte in Form von Projekttagen und -wochen oder in Klassenstunden einzufädeln, oder einfach mal zwischendurch. Man schafft so viele Gesprächsanlässe, die ganz wertvoll sind. Daher freue ich mich immer, wenn ich Ideen weitergeben und darüber erzählen kann, um vielleicht die eine oder andere innere Haltung von Lehrkräften positiv zu beeinflussen, damit schon im Kleinen eine Wirkung erzielt wird.
Frau Lörwald, vielen herzlichen Dank!