Opioide auf dem Vormarsch – Frankfurt bereitet sich vor
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Ein 20-jähriger Mann wird leblos in seiner Wohnung aufgefunden. Die 30-minütige Reanimation durch den Notarzt bleibt erfolglos. Eine chemisch-toxikologische Untersuchung bringt die Todesursache ans Licht: Im Blut des jungen Mannes werden mehrere Opioide nachgewiesen – darunter auch Etonitazepipne, ein synthetisches Opioid, das 2021 erstmals in Deutschland registriert wurde. Es gehört zur Gruppe der Nitazene und wirkt etwa 190-mal stärker als Morphin. Diese Wirkstoffe wurden ursprünglich als Schmerzmittel entwickelt, jedoch nie als Arzneimittel zugelassen. Zum Vergleich: Fentanyl, ein ebenfalls stark wirksames synthetisches Opioid, entfaltet etwa die 100-fache Wirkung von Morphin.

„Die Fentanyl-Krise in den USA scheint weit entfernt“, sagt Stadträtin Elke Voitl, „doch das Risiko ist auch bei uns in Frankfurt angekommen.“ Sie eröffnet die Fachtagung „Fentanyl und Co. – Herausforderungen und Risiken synthetischer Opioide“, zu der das Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main gemeinsam mit BASIS – Beratung, Arbeit, Jugend & Kultur e.V. am vergangenen Mittwoch eingeladen hatte.

Synthetische Opioide tauchen zunehmend in Europa auf. Anfang des Jahres seien in Frankfurt erstmals Fentanyl-Beimischungen nachgewiesen worden, so Voitl. Als Ursache gilt der Rückgang des Schlafmohnanbaus in Afghanistan, der zu einer weltweiten Heroin-Knappheit führt. „Diese Lücke wird zunehmend durch synthetische Opioide geschlossen“, erklärt die Stadträtin.

„Online finden Konsumierende ein riesiges Angebot an Opioiden – oft falsch deklariert“, warnt Prof. Dr. Volker Auwärter, Rechtsmediziner an der Universität Freiburg. „Jährlich erscheinen neue Derivate, deren Dosierung extrem schwierig ist – manchmal kann bereits eine Messerspitze tödlich sein.“ Das Risiko werde meist nicht bewusst eingegangen, so Auwärter. Nitazene seien hochgradig suchterzeugend und pharmakologisch komplex. Vergiftungen führen oft zu starker Sedierung und Atemdepression. In Deutschland seien solche Fälle (noch) selten, betreffen aber zunehmend junge Menschen mit experimentellem Drogenkonsum.

Um auf neue Drogentrends vorbereitet zu sein, spielen Frühwarnsysteme eine entscheidende Rolle. Davon berichtet Jered Brown vom United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC). „Wir analysieren beschlagnahmte Substanzen, nutzen Daten aus Drug-Checking-Diensten, Obduktionen, Abwasseranalysen und Spritzenrückständen“, erklärt Brown. Synthetische Opioide kämen in vielfältiger Form auf den Markt: als gefälschte Tabletten, Pulver, Liquids, Kräutermischungen und sogar als Vapes, die leicht mit E-Zigaretten verwechselt werden könnten. Besonders alarmierend sei die Zielgruppe der 16- bis 20-Jährigen, die über Vapes erstmals mit Opioiden in Kontakt kommen.

Auch in Irland beobachtet man diesen Trend. Nicki Killeen von der irischen Drogenhilfe berichtet von einem Anstieg synthetischer Opioide. Im Mai 2025 seien im Vereinigten Königreich erstmals Todesfälle in Clubs mit Nitazenen in Verbindung gebracht worden.

„Synthetische Opioide gefährden Leben und Gesundheit konsumierender Menschen und stellen Fachkräfte und Städte vor neue Herausforderungen“, erklärt Anna Mühlen vom Deutsch-Europäischen Forum für Urbane Sicherheit (DEFUS). Gemeinsam mit der Deutschen Aidshilfe entwickle man Notfallpläne für die wachsende Bedrohung durch Fentanyl & Co.

Wie Opioide wirken – und woher sie kommen
Opiate und Opioide sind hochwirksame Schmerzmittel, die u. a. in der Notfallmedizin und bei chronischen Schmerzen eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie Schmerzrezeptoren im Körper blockieren. Während Opiate aus dem natürlichen Milchsaft des Schlafmohns gewonnen werden, sind Opioide synthetisch hergestellt. Beide Substanzen haben ein hohes Suchtpotenzial. Bekannteste Vertreter sind Morphin (Opiat) und Heroin (Opioid).

Hilfe & Unterstützung
Das Leben stellt uns vor Herausforderungen – besonders dann, wenn wir sie allein bewältigen müssen. Wenn du jemanden zum Reden brauchst oder Fragen hast, stehen dir das Beratungsteam der Bergiusschule und unsere Schulsozialarbeiterin Frau Amrei Salge jederzeit vertraulich und kompetent zur Seite.

Text Sabine Stubbe
Foto Ana Krach auf Pixabay

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