Als sich das Kollegium der Bergiusschule an diesem Dienstagmittag in der Aula einfindet, fehlt etwas: Die Tische und Stühle sind weg! Nein, das stimmt nicht ganz. Nur die Tische fehlen. Die Stühle stehen gestapelt am Rand. Um genauer zu sein, sind es sechs Stuhlstapel mit jeweils acht Stühlen. Sie werden später gebraucht. Zunächst braucht es Platz. Denn: Susanne Stock, die zusammen mit der Steuerungsgruppe der Bergiusschule diesen ersten Teil des pädagogischen Tages zur Einführung einer Feedbackkultur geplant hat und diesen als Moderatorin durchführt, startet den Nachmittag mit soziometrischen Aufstellungen. Sie bittet die Lehrkräfte, sich nach bestimmten Merkmalen in der Mitte der Aula aufzustellen. „Hier“ Susanne Stock zeigt zum hinteren Teil der Aula, „stellen sich bitte diejenigen unter Ihnen auf, die schon lange an der Bergiusschule unterrichten“. Auf der entgegengesetzten Seite finden sich die „Neuen“ unter den Lehrkräften wieder. So entsteht eine Schlange, die von weniger als einem Monat, bis zu 37 Jahren reicht. Schnell erfüllen die Aufstellungen ihren Zweck: Die Stimmung wird locker, man staunt, kommt ins Gespräch.
Bevor es zum Input durch die Moderatorin und den ersten Gruppenarbeiten geht, kommen die sechs Stuhlstapel ins Spiel. Schnell finden sich jeweils acht Lehrkräfte zusammen, die die Stapel zu Stuhlkreisen umbauen und Platz nehmen. Da jeder nur sein eigenes Handeln lenken und entwickeln kann, ist zur Entwicklung einer wertschätzenden Feedbackkultur das Erkennen und Wissen um die eigenen Stärken, Leidenschaften, Trigger und das Aufdecken destruktiver Muster unabdingbar. Also ran an den „Speck“: Die Auseinandersetzung mit den High- und Lowlights der beruflichen Lebenslinie, das Herausarbeiten der eigenen Kernkompetenzen und der lebhafte Austausch mit Kolleginnen und Kollegen über das, was einen im beruflichen Alltag so richtig triggern kann, und die Suche nach den Gründen. Warum lässt das, was mich selber in Nullkommanichts auf die Palme bringt, meine Kollegin völlig kalt?
Die Zeit vergeht und so mancher Blick fällt – zunehmend sehnsüchtiger – auf die Kreppel-, Kaffee-und Obsttafel, die Kerstin Acker und Steffen Finke unter der großen Bergius-Retro-Fotowand aufgebaut haben. Dann ist sie da, die süße Pause. Die von Stefan Rückert und Jörg Stuhlmann gebackenen Kreppel in der einen, den Becher Kaffee in der anderen Hand, sind die Lehrkräfte stuhlgruppenübergreifend in Gespräche vertieft. Die Moderatorin pfeift das Ende der Pause ein und die eine oder andere Lehrkraft versucht schnell, allzu deutliche Spuren des Kreppelgenusses auf Pullovern (Puderzucker) oder an den Mundwinkeln (Füllung) zu beseitigen. Gestärkt und erfrischt geht es in den zweiten Teil des Nachmittags.
Nach weiterem Input durch Susanne Stock, anschließender Gruppenarbeit über die eigenen Werte und einer soziometrischen Feedbackaufstellung endet der erste Teil des pädagogischen Tages. Ende April folgt der zweite. Das Programm dafür wird die Steuerungsgruppe zusammen mit der Moderatorin nach der heutigen Veranstaltung erarbeiten. Wir sind bereit und gespannt.
Text & Fotos Sabine Stubbe